Lebensmittelindustrie: Hilferuf der Außer-Haus-Markt-Lieferanten

Julia Breil
25 Februar 2021

Angesichts der dramatischen Existenzlage in der Außer-Haus-Branche aufgrund der anhaltenden Lockdown-Maßnahmen appellieren mehrere Verbände an das BMEL, einen „Corona-Wirtschaftsgipfel“ einzuberufen. Dabei sollen konkrete Öffnungsperspektiven und Unterstützungsangebote für das Gastgewerbe besprochen werden.

Horecanews, 25.02.2021 – Seit Monaten erleidet die Außer-Haus-Branche massive Umsatzverluste, auch Lebensmittellieferanten und Großhändler der Gastronomie sind von den anhaltenden Schließungen des Gastgewerbes betroffen. Daher haben sich nun die Verbände BOGK, Dti, Fischverband, Kulinaria, MIV und VDF zusammengeschlossen und gemeinsam an Bundesernährungsministerin Julia Klöckner appelliert, sich auf einem „Corona-Wirtschaftsgipfel“ ein Bild von der aktuellen Lage dieser Branche zu schaffen: Die Produktion musste bereits deutlich reduziert werden.

Keine Alternativmöglichkeiten

Viele Mitarbeiter befinden sich – mit kurzer Unterbrechung – seit März 2020 in Kurzarbeit. Erste Entlassungen ließen sich laut der Verbände nicht mehr vermeiden, es drohten Insolvenzen. Gerade mittelständische Unternehmen, die das Rückgrat für die Lebensmittelvielfalt bieten, seien davon stark betroffen. Die Verbände bemängeln, dass sich die betroffenen Unternehmen in ihrer Lage von der Politik nicht wahrgenommen fühlen und die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Hilfen nicht greifen würden. Vielfach sei die Produktion dieser Unternehmen von der Gebindegrößen sowie den Produktionsanlagen speziell auf die Bedürfnisse der Gastronomie angepasst: Eine kurzfristige Entwicklung neuer Produkte oder die Bedienung anderer Absatzkanäle sei daher nicht ohne weiteres möglich, erklären die Verbände in einer öffentlichen Mitteilung. Sie fordern deshalb von der Politik, sich konstruktiv mit konkreten Öffnungsperspektiven für die Gastronomie zu befassen.

Überlebensperspektive aufzeigen

Die unter Ziffer 6 der Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz vom 10. Februar 2021 aufgeführte Entwicklung einer sicheren und gerechten Öffnungsstrategie begrüßen die Verbände nach eigenen Angaben sehr. Weitere Schritte seien aber unbedingt erforderlich. Eine weiter andauernde Schließung der Gastronomie würde die Arbeitsplätze und den Bestand der Unternehmen massiv gefährden, mit schwerwiegenden Konsequenzen für die gesamte Lieferkette gerade auch für den ländlichen Raum und die Landwirtschaft, teilen die Verantwortlichen weiter mit. Sie unterstützen insbesondere auch das Leitlinienpapier des Dehoga von Anfang Februar 2021 und unterstreichen die Dringlichkeit des Anliegens für den gesamten Gastronomie-Zulieferbereich. Der direkte Dialog mit der Politik könnte der erste Schritt hin zu einem von Allen mitgetragenen Konzept für eine Öffnungsstrategie sein und eine wirtschaftliche Überlebensperspektive aufzeigen, erklären die Verbände.

Über die Verbände

Im Zusammenschluss der Verbände befinden sich Vertreter aus verschiedenen Segmenten der Lebensmittelindustrie, die alle von den Schließungen des Gastgewerbes betroffen sind. Dazu zählen der Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK) sowie das vorwiegend mittelständisch geprägte Deutsche Tiefkühlinstitut (Dti), aber auch der Bundesverband der deutschen Fischindustrie (BVi) und der Verband der Fleischwirtschaft (VDF). Sowohl der BVi als auch der VDF beklagen deutliche Absatz- und Umsatzverluste, da es vielen Unternehmen nicht möglich gewesen sei, die speziell für den Außer-Haus-Markt produzierten Großgebinde abzunehmen. Kulinaria Deutschland besteht aus Mitgliedern vorwiegend mittelständischer Unternehmen, die Feinkost und Fertiggerichte, Suppen, Saucen, Essig, Senf und Desserts produzieren. Ein erheblicher Umsatzanteil entfalle nach eigenen Angaben auch hier auf den Außer-Haus-Bereich, sodass der Verband ebenfalls hohe Umsatzverluste beziffert. Der Milchindustrie-Verband (MIV) beklagt hingegen, dass der an die Milcherzeuger ausgezahlte Milchpreis angesichts der hohen Kosten während der Pandemie, der Pandemiepläne, dem erhöhten Krankenstand sowie der Logistikkosten den Milchpreis unter Druck setzen.

 

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