DIHK-Report: Weniger Neugründungen

Julia Breil
26 Juni 2022

Der aktuelle Report „Unternehmensgründung 2022“ der DIHK kommt zu einem ernüchternden Urteil: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Unternehmensneugründungen erneut gesunken. Dafür stieg die Zahl derer, die zunächst nebenberuflich in die Selbständigkeit starten möchten.

Im Jahr 2021 hat das Interesse an einer Unternehmensgründung in Industrie, Handel und Dienstleistungsbranchen noch einmal merklich nachgelassen – zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Industrie- und Handelskammer in ihrer aktuellen Analyse „Report Unternehmensgründung 2022“. Zwar haben demnach zahlreiche Gründer ihre Projekte aus dem Vorjahr nachgeholt. Aber unter dem Strich hat die Corona-Pandemie auch 2021 laut Report viel Dynamik ausgebremst.

Gastronomie ist besonders betroffen

Besonders für das Gastgewerbe und auch für den Handel vermelden die Industrie- und Handelskammern weniger Gründungsberatungen. Insgesamt haben sich der DIHK zufolge zehn Prozent weniger Gründer bei den Kammern zur Existenzgründung persönlich informiert: Mit fast 160.000 Gesprächen erreicht das Gründungsinteresse in Industrie, Handel und den Dienstleistungsbranchen ein historisches Tief in der seit 2002 geführten IHK-Statistik.

Einer der Gründe für die zunehmend sinkenden Gründungszahlen sieht die DIHK im letzten Jahr in den Unsicherheiten der Corona-Pandemie. DIHK-Präsident Peter Adrian sagt dazu: „In Bereichen, die vor allem auch in den Regionen das Unternehmertum prägen, beobachten wir eine deutliche Zurückhaltung. So haben die Lockdown-Phasen infolge der Corona-Pandemie besonders im Einzelhandel und der Gastronomie auch im Jahr 2021 zu großen Unsicherheiten geführt. Erneut sind viele Gründungen zurückgestellt worden.“ Auch sei es nach wie vor in den meisten Fällen schwierig, auf Basis der vergangenen zwei Jahre konkrete Pläne für die Zukunft aufzustellen, ergänzen die Kammervertreter. Dies habe zu einem erneut rückläufigen Interesse an Neugründungen geführt.

Zudem habe auch die aktuell nach wie vor vergleichsweise gute Arbeitsmarktlage bewirkt, dass Gründungen mangels Erwerbsalternativen mit 26 Prozent einen deutlich geringeren Anteil an den IHK-Gründungsberatungen ausmachten als vorwiegend unternehmerisch motivierte Gründungen mit 74 Prozent.

Einfluss des demografischen Wandels

Dazu kommen laut DIHK-Unternehmensreport langfristige Trends, die sich auf das Gründungsinteresse in den Regionen auswirken: Die besonders gründungsaktiven jüngeren Jahrgänge werden immer kleiner. Aufgrund des Mangels an Fachkräften habe sich gleichzeitig das Angebot an lukrativen Beschäftigungsverhältnissen erhöht. „Der Anteil der Selbstständigen und mithelfenden Familienangehörigen nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Leider gibt es auch viele Hürden, die grundsätzlich an einer Existenzgründung interessierte Menschen schon im Vorfeld abschrecken“, erklärt Peter Adrian.

Die Folgen der Misere sind deutlich: „Es droht viel unternehmerischer Geist verloren zu gehen“, führt der DIHK-Präsident weiter an und ergänzt: „Denn es sind vor allem auch die zahlreichen Geschäfte, Restaurants und die vielen kleineren und mittelgroßen Unternehmen, die Eigenverantwortung und Unternehmertum vor Ort erlebbar machen.“

Chance in nebenberuflicher Selbständigkeit

Als „eine sehr erfreuliche Nachricht“ bezeichnete Adrian die steigenden Zahlen sowohl bei der Gründung größerer Unternehmen als auch beim nebenberuflichen Start von Betrieben. „Gerade in unsicheren und herausfordernden Zeiten ist es unternehmerischer Geist, der auch in schwierigem Umfeld Chancen sieht. Aus einem solchen positiven Spirit entstehen Innovationen, die unsere Wirtschaft nach vorne bringen“, ist der DIHK-Präsident überzeugt. Er betont abschließend: „Das macht Hoffnung, dass unser Land trotz der aktuellen Unwägbarkeiten infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine auf innovative und mutige unternehmerische Persönlichkeiten bauen kann.“

 

Über den Report
Der DIHK-Report Unternehmensgründung 2022 basiert auf den Erfahrungsberichten der rund 350 IHK-Existenzgründungsberater aus den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) sowie einer statistischen Auswertung zum IHK-Gründungsservice. Insgesamt fußt er damit auf über 200.000 Kontakten mit angehenden Unternehmern.

Den vollständigen Report sowie weitere Informationen zum Thema gibt es unter https://www.dihk.de/de/themen-und-positionen/wirtschaftspolitik/gruendung-und-nachfolge-unternehmensfinanzierung/unternehmensgruendung/report-unternehmensgruendung

 

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