Energiekrise / Getränkewirtschaft: Hunderte Betriebe gefährdet

Sören Nolte
16 September 2022
In einer gemeinsamen Erklärung machen mehrere Verbände auf die Folgen der Corona- und Energiekrise für die deutschen Getränkewirtschaft aufmerksam und fordern von der Bundesregierung kurzfristige Gegenmaßnahmen.

Unter dem Titel „Handeln, bevor es zu spät ist“ weisen führende Verbände der deutschen Getränkewirtschaft auf die kritische Situation innerhalb der Branche hin. In einer gemeinsamen Erklärung wenden sich der Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM), der Deutsche Brauer-Bund, der Verein Private Brauereien Deutschland, der Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie (VdF) und der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (Gfgh) mit konkreten Forderungen an die Bundesregierung.

Bereits in der Corona-Krise hätten die Unternehmen der Getränkewirtschaft „erhebliche finanzielle Nachteile“ erleiden müssen und nur ein geringer Anteil der Betriebe Überbrückungshilfen in Anspruch nehmen können. In der Folge sei die Kapitaldecke bei vielen Unternehmen der Branche „sehr dünn geworden“, heißt es in der Erklärung. Und weiter: „Sie sind nicht in der Lage, die wesentlich bedrohlichere, akute Situation zusätzlich noch zu bewältigen.“

Branche in Gefahr

Inzwischen hätten die Kostensteigerungen laut der Verbände ein existenzbedrohendes Ausmaß erreicht, das sowohl Mittelstand, Handwerk und Industrie treffe. „Ob Gas, Strom oder Kraftstoffe, ob Agrarrohstoffe, Verpackungen oder Logistik – exzessive Kostensteigerungen, gepaart mit zunehmenden Störungen der Lieferkette und Lieferausfällen, übersteigen bei vielen Unternehmen der Getränkewirtschaft die Grenzen der Belastbarkeit“, teilen die Verbände mit.

Von der Bundesregierung fordern sie ein schnelles Eingreifen und einen Rettungsschirm, der über die Maßnahmen des im September vorgestellten Entlastungspakets hinausgehen müsse. Denn „ohne wirksame Hilfen werden allein in der deutschen Getränkewirtschaft hunderte Betriebe und tausende Mitarbeiter ihre Existenz verlieren“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.

Unmittelbare Hilfen gefordert

Konkret sehen der VDM, der Brauer-Bund, die Privaten Brauereien, der VdF und der Gfgh-Bundesverband dringenden Handlungsbedarf in fünf Bereichen:

  • Bezahlbare und sichere Versorgung mit Gas und Strom
  • Versorgung mit Kohlendioxid sicherstellen
  • Verlässliche Logistik und sichere Lieferketten
  • Ernährungswirtschaft als kritische Infrastruktur
  • Belastungsmoratorium statt mehr Bürokratie

Zusammengefasst sollen in diesen Bereichen Maßnahmen ergriffen werden, die unmittelbar und unbürokratisch die bezahlbare Versorgung mit Strom und Gas sicherstellen. Ebenso fordert das Bündnis kurzfristige Maßnahmen, die eine bevorzugte Belieferung der kritischen Infrastruktur der Ernährungsindustrie mit bezahlbarem Kohlendioxid für die Lebensmittel- und Getränkeproduktion sicherstellen.

Um für sichere Logistik und Lieferketten zu sorgen, ist aus Sicht der Verbände eine dauerhafte Preisentlastung bei gewerblich genutztem Diesel für die Lebensmittelerzeugung und den -transport sowie für LNG/CNG nötig. Darüber hinaus soll die gesamte Ernährungsindustrie mitsamt der Lieferketten bei der Energieversorgung prioritär berücksichtigt werden, um Engpässen in der Lebensmittelversorgung vermeiden zu können. Zudem sollen bürokratische Dokumentations- oder auch Auditierungspflichten ausgesetzt werden, um die Betriebe in der aktuellen Situation vor vermeidbarem Aufwand zu bewahren.

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