BMEL / BZL - Ernährung im Wandel: Fleischverzehr sinkt auf neuen Tiefstand

Julia Breil
18 April 2024
Der Trend zu weniger Fleisch auf dem Teller setzte sich laut BZL auch 2023 fort. Rückgänge verzeichnet zudem der Bereich Milchprodukte. Was das für Verbraucher und Produzenten bedeutet, dazu nimmt Bundesernährungsminister Cem Özdemir Stellung.

VerpflegungsManagement, 18.04.2024 – Die Menschen in Deutschland essen immer weniger Fleisch. Bereits in der „Versorgungsbilanz Fleisch“ für das Jahr 2022 verkündete das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) mit einem Rückgang von 4,2 Kilogramm Fleisch pro Kopf einen Tiefstand bei Fleischkonsum (VerpflegungsManagement berichtete). Diese Marke wurde 2023 nach vorläufigen Angaben des Informationszentrums noch einmal unterschritten: Der Pro-Kopf-Verzehr sank demnach um weitere 430 Gramm auf nun 51,6 Kilogramm.

Insbesondere Rind- und Kalbfleisch kamen im vergangenen Jahr seltener auf den Tisch. Hier sank der Verzehr um fast fünf Prozent auf 8,9 Kilogramm pro Person. Auch der Anteil von Schweinefleisch war 2023 rückläufig: Die verzehrte Menge verringerte sich um fast 600 Gramm auf 27,5 Kilogramm pro Person. Im Gegenzug stieg die Menge des verzehrten Geflügelfleischs um 900 Gramm pro Person auf 13,1 Kilogramm. Damit macht Geflügelfleisch – insbesondere Hühnerfleisch – nun ein Viertel der verzehrten Fleischmenge in Deutschland insgesamt aus.

Weniger Verzehr auch von Milch, Butter und Käse

Doch nicht nur bei Fleisch, auch bei Milch und Milchprodukten ging die Nachfrage der Verbraucher 2023 laut der „Versorgungsbilanz Milch“ des BZL zurück. So sank die Herstellung von Konsummilch im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Prozent auf rund 4,2 Millionen Tonnen. Auch ihr Verbrauch ging um fast ein Prozent auf etwas unter 46 Kilogramm pro Kopf zurück und stellte damit das Rekordtief des vergangenen Jahres ein.

Ebenfalls Rückgänge verzeichnen die Lebensmittel Butter und Käse. Bei Butter, Milchfett- und Milchstreichfett-Erzeugnissen fiel der Pro-Kopf-Verzehr um 1,4 Prozent auf 5,56 Kilogramm. Bei Käse sank er um acht Gramm von 24,6 auf 23,8 Kilogramm. Gleichzeitig setzt sich der seit 2014 bestehende Trend der abnehmenden Anzahl an Milchkühen in Deutschland fort. So reduzierte sich Tierhaltung um 2,5 Prozent von 3,8 auf 3,7 Millionen Tiere, die Zahl der Milchkuh-Betriebe sank um 4,4 Prozent. In Konsequenz daraus stieg jedoch die durchschnittliche Milchleistung pro Kuh und Jahr auf 8,78 Tonnen (2022: 8,50 t).

Verändertes Ernährungsbewusstsein und Klimaschutz

Die Gründe für den sinkenden Fleischkonsum macht das BZL zum einen in einem wachsenden Ernährungsbewusstsein der Verbraucher aus. Zum anderen in einem zunehmenden Bewusstsein, welche Auswirkungen ein hoher Fleischkonsum auf das Klima und die Umwelt haben. Cem Özdemir, Bundesminister im Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), sagt hierzu in einer offiziellen Stellungnahme: „Die Deutschen achten bei ihrer Ernährung stärker auf ihre Gesundheit, die Auswirkungen auf die Umwelt oder das Wohl von Tieren. Viele essen heute weniger, dafür bewusster Fleisch – und alle Zahlen sprechen dafür, dass der Trend anhält.“

An dieser Realität müssten sich dem Ernährungsminister zufolge Landwirtschaft, Handel und Politik gemeinsam orientieren, um die Tierhaltung in Deutschland zukunftsfest weiterzuentwickeln. Umfragen zeigten regelmäßig, dass sich die Verbraucher höhere Standards in der Tierhaltung wünschen und auch bereit wären, dafür mehr Geld zu zahlen. „Natürlich braucht es dafür ein breiteres Angebot und der Handel hat hier wiederholt klargemacht, künftig auf höhere Haltungsformen zu setzen“, bekräftigt Cem Özdemir.

Tierwohl durch staatliches Tierhaltungskennzeichen fördern

Der Bundesernährungsminister macht deutlich: „Wir sollten die neuen Marktchancen nutzen. Weniger Tiere besser halten – darum geht es. Meine Aufgabe ist es, für gute Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft zu sorgen, damit auch in Zukunft gutes Fleisch aus Deutschland kommt.“ Entscheidende Schritte dazu seien bereits mit der Einführung des staatlichen Tierhaltungskennzeichens und dem Bundesprogramm für den Umbau der Tierhaltung getan, zeigt sich Özdemir überzeugt. Er erklärt: „Wir beginnen zunächst mit der Schweinehaltung und unterstützen Betriebe, die ihre Tiere besser halten wollen.“

Potenzial für pflanzliche Lebensmittel

Gleichzeitig sieht er in dem Trend hin zu weniger Fleisch auf den Tellern Wachstumschancen für pflanzliche Alternativen. Im BMEL setze man darauf, dass Landwirte „neben tierischen Produkten mit pflanzlichen Alternativen gutes Geld machen können. Schließlich bieten Hafermilch oder Veggieburger ein wachsendes Marktpotential für die heimische Land- und Ernährungswirtschaft“, sagt Özdemir.

Weitere Informationen zur Versorgungsbilanz Fleisch 2023 gibt es unter https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/DE/BZL/Daten-Berichte/Fleisch/2023BerichtFleisch.pdf?__blob=publicationFile&v=2 sowie zur Versorgungsbilanz Milch 2023 unter https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/240412_Milchbilanz.html.

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